Angst ist ein Gefühl unangenehmer Beunruhigung und angespannter Erwartung eines bedrohlichen Ereignisses. Sie lässt sich in drei Hauptkomponenten unterteilen:
1. Den Gedanken, bedroht zu sein
2. Damit einhergehende körperliche Veränderungen (u. a. Schwitzen, Mundtrockenheit, Herzrasen, Zittern)
3. Neigung, aus der bedrohlichen Situation zu fliehen oder diese zu vermeiden.
Bei Angsterkrankungen haben die Betroffenen es mit einer generellen übertriebenen Angst oder mit einer übertriebenen Angst vor bestimmten Gegenständen, Personen oder Situationen zu tun, wobei diese dem allgemeinen Verständnis nach nicht als wirklich gefährlich anzusehen sind. In einem solchen Falle wird eine Bedrohung von außen vermutet. Die Bedrohung kann aber auch erlebt werden als "von innen" kommend, z. B. vom eigenen Körper oder der eigenen Psyche.
Bei Angststörungen ist ein hervorstechendes Merkmal zu erkennen: die Gefühle, die Wahrnehmung, das Denken und das Verhalten des Menschen sind beim Auftreten von stärkeren Ängsten sehr eingeschränkt. Ängste blockieren ab einer bestimmten Intensität unsere kognitiven Funktionen. Diese sind nicht mehr flexibel genug, um die Hintergründe der Angst wirkungsvoll zu analysieren und sie dadurch eventuell bewältigen zu können. Stattdessen werden uralte Angst-Instinktmuster automatisch reaktiviert und erweisen sich als stärker als der Versuch zu denken. Es kommt zu einer erhöhten Anspannung, verbunden mit Erstarrung oder mit Flucht.
Betroffene verstehen ihre Symptomatik kaum oder gar nicht. Sie haben Angst, aus der "Falle", in die sie geraten sind, nicht mehr herauszukommen. Sie nehmen die körperlichen und psychischen Entgleisungen wie auch das Gefühl, "neben sich zu stehen", als Indiz dafür, verrückt zu erden. Sie trauen sich immer weniger zu, begeben sich nicht selten in die soziale Isolation und nehmen den Herausforderungen des Lebens gegenüber eine Art Schonhaltung ein, die sie in ihren eigenen Augen fast zu "hoffnungslos Behinderten" werden lässt.
In den meisten Fällen geraten die Betroffenen in eine größere Abhängigkeit von der Außenwelt, die die notwendigen Sicherheitssignale enthalten muss, damit sie als zumutbar gilt. Vor allem entstehen auch Abhängigkeiten von bestimmten Personen, die eine Hilfsfunktion im Rahmen des Angstsystems einnehmen müssen und sich nicht selten starken negativen Sanktionen ausgesetzt sehen, wenn sie diese Rolle nicht adäquat ausführen oder gar verweigern. Bis zu einem gewissen Grad helfen sie am Anfang auch aus echter Anteilnahme, doch diese innere Haltung wird bald durch Überdruss und Ärger abgelöst. Sie fühlen sich in ihren Lebensmöglichkeiten eingeschränkt, und es tauchen erste Trennungswünsche auf, die den Druck und die Angst bei den Betroffenen noch verstärken können.
Quelle: Hoffmann, Hofmann "Expositionszentrierte Verhaltenstherapie bei Ängsten und Zwängen", Beltz 2018
Alessandra Carando
Heilpraktikerin für PsychotherapieSystemische Therapeutin
M.A. Politikwissenschaften
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