Krisen und Konflikten entstehen häufig aufgrund unterschiedlicher Ziele und Prioritäten der Partner. Oft suchen Paare einen Therapeut oder Berater auf, wenn es zu größeren Veränderungen in der Beziehung kommt. Beispiele für solche Veränderungen sind u.a. die Geburt eines Kindes, Kulturunterschiede in binationalen Beziehungen und psychische Erkrankung eines Partners. Auch eine aktuelle oder vergangene Beziehung mit einem Dritten kann das Paar stark belasten und überfordern. Für mich beginnt eine Paartherapie nicht erst, wenn zwei Menschen über meine Schwelle treten, sondern bereits bei der Vorbereitung unserer Begegnung. Ich fühle mich dabei als Gastgeberin, die sich vorzustellen versucht, welche Menschen sich auf den Weg zu ihr machen, und auf diese Weise eine erste Ahnung von Ihren Anliegen bekommt. Oft stelle ich mir die Gegend und Kulturen vor, aus denen sie kommen. Das Interesse an diese Lebenswelten bringe ich aus meiner Kindheit mit und bin jedes Mal voller Neugier, bevor ein Paar zu meiner Praxis kommt. Da ich unterschiedliche Fremdsprachen spreche, sind es mehr und mehr interkulturelle Paare (aber nicht nur), die zu mir kommen.
Die Hoffnungen und Ängste jedes Partners in Bezug auf mögliche Veränderungen durch eine Therapie kommen direkt zum Ausdruck bei meinen ersten Fragen. Oft wird durch die Antworten der beiden deutlich, dass sie, was ihre Hoffnungen und Ängste im Hinblick auf ihre Zukunft oder auf die Paarberatung betrifft, an völlig unterschiedlichen Orten stehen. Es ist mir wichtig, dass das früh im Therapieprozess deutlich gemacht und als Thema aufgenommen wird. Als Heilpraktikerin für Psychotherapie ist es mir ein Anliegen, in solchen Situationen das Paar zu ermutigen, dasselbe zu versuchen. Gerade wenn deutlich wird, dass einer die Beratung zum Entwurf eines gemeinsamen Neuanfangs möchte, der andere aber schon mit einem oder beiden Füßen draußen ist und eher eine Scheidungsberatung will, ist mir die Thematisierung der unterschiedlichen Anliegen schon zu Anfang wichtig. Von zentraler Bedeutung ist für mich, dass ich ein Modell von Paartherapie und Paarberatung vertrete, die nicht an einer langzeitigen Individualtherapie im Sinne der Psychoanalyse orientiert ist. Die Klärung eines Therapieauftrages kann von Mal zu Mal ausgehandelt werden und braucht kein jahrelanges Engagement. Wohl in keiner anderen Therapieform spielt die Art, wie Therapeuten und Klienten sich auf einander beziehen und mit welchen Gefühlen jeder Partner den Therapeuten begegnet (und umgekehrt), eine so wichtige Rolle wie in der Paartherapie.
In einer Partnerschaft gehts es nicht darum, alle Probleme und Schwierigkeiten aus der Welt zu schaffen. Es geht vielmehr darum, zu lernen, wie man mit ihnen umgeht. Unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Werten müssen lernen sich gegenseitig anzuerkennen. Sie müssen lernen, Kompromisse zu finden. Das gelingt meines Erachtens am besten, wenn sich jeder selbst bewusst darüber ist, was er oder sie braucht, wünscht und vielleicht auch erwartet und genau das dann auch in der Lage ist zu kommunizieren. Hilfreich ist darüber hinaus, wenn jeder bereit ist, Rücksicht zu nehmen und anzuerkennen, dass es in keiner Beziehung möglich sein kann, alles zu haben. Allerdings gibt es in jeder Beziehung genügend Gründe, sich über seinen Partner aufzuregen. Schwierig und richtig anstrengend wird es aber, wenn einer versucht, den anderen zu verändern, und das dann nicht so richtig klappt. Dann dauert es auch nicht mehr so lange und einer beginnt den anderen generell und für alles und jedes zu kritisieren, anstatt sich darüber zu beschweren, was ihn wirklich stört. Beziehung kann aber - trotz Mühe und Anstrengungen - eine wunderschöne Reise werden. Und zwar dann, wenn sich beide Partner an die Hand nehmen und einfach erst einmal losgehen. Wenn sie sich in ihren Unterschiedlichkeiten erkennen und Vertrauen zu einander aufbauen. Wenn sie die Verantwortung für sich in ihr Beziehungsleben übernehmen. Wenn sie all die Möglichkeiten und Freiheiten des Lebens auf ihrem Weg erkennen und auch genießen. Dazu gehört aber auch, die Umwege und Widrigkeiten zu erkennen, nach Lösungen zu suchen und sich gegenseitig zu unterstützen.
Legen Sie Ihre Probleme ruhig einmal für einen Moment zur Seite und treten Sie innerlich ein Stück zurück. Stellen Sie sich folgende Fragen und Spüren Sie nach, was Sie fühlen und welche Gedanken bei Ihnen gerade auftauchen: Was gefällt Ihnen im Moment an Ihrem Partner? Was macht Ihr Partner noch gut/richtig? Was darf so bleiben, wie es ist? Setzen Sie sich dann zusammen und lesen Sie sich abwechselnd Ihre aufgeschriebenen vor. Vielleicht fällt Ihnen zu jedem Punkt auch ein Ereignis, ein Moment ein, denn sie dann noch etwas genauer beschreiben können. Ich biete meinen Paaren in den Sitzungen unterschiedliche Übungen an, die sie auch in ihrem alltäglichen Leben ein- und umsetzen können. Denken Sie daran: Wenn Sie nichts verändern, ändert sich nichts. Bedenken Sie aber auch, dass Veränderung immer ein Prozess ist, der seine Zeit braucht: Es braucht Übung und Geduld mit sich, aber auch mit dem Partner. Geben Sie sich diese Zeit, probieren sie aus, wie es sich anfühlt, wenn Sie etwas anders machen als sonst.
Alessandra Carando, Heilpraktikerin für Psychotherapie
Praxis für Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz, Stuttgart. Tel. 0179 615 61 37 Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Alessandra Carando
Heilpraktikerin für PsychotherapieSystemische Therapeutin
M.A. Politikwissenschaften
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